Nachdem im Teil 1 der Serie hauptsächlich auf die Vorbereitung der Jungsauen zur Belegung eingegangen wurde, richtet der zweite Teil der Serie den Fokus eher auf die Behandlung der Jungsauen nach der ersten Besamung.
TIPP 6 – 10
Tipp 6: Jungsauen-Impfungen richtig planen
Zu einer sorgfältigen, betriebsindividuell abgestimmten Eingliederungsstrategie gehört das Impfprogramm. Es ist wie alle weiteren tiergesundheitlichen Maßnahmen gemeinsam mit dem bestandsbetreuenden Tierarzt auszuarbeiten, seine strikte Einhaltung zu kontrollieren und an veränderte betriebliche Bedingungen rechtzeitig anzupassen. Impfen bedeutet vorbeugen. Jede Impfung setzt die Kenntnis des Gesundheitsstatus der Einzeltiere resp. der Herde (Herkunftsbetrieb, Sauenbestand des Ferkelerzeugerbetriebes) voraus. Im Impfschema wird festgelegt, welche Impfungen wann, wie oft (Impfabstände) und durch wen erfolgen.Bei den Remontetieren ist es unerlässlich, deren Integration über einen separaten Stall mit einer Eingliederungsphase von sechs Wochen zu steuern. Dabei werden in der Eingewöhnungsphase (erste drei Wochen) die weiblichen Jungschweine durch Isolierung vor Bestandskeimen und zugleich der Bestand vor möglicherweise von den „Zutretern“ ausgeschiedenen Erregern geschützt. Die meist begonnene Grundimmunisierung wird durch Nachimpfungen (Boosterungen) abgeschlossen bzw. die Eingliederung in das Bestandsimpfprogramm erfolgt. Mit dieser Vorgehensweise, die Bestandteil des betrieblichen Tiergesundheitsmanagements ist, kann die Bestandsimmunität stabil gehalten werden. Eine Nichtbeachtung gefährdet die umfassende Bestandshygiene (Biosecurity).
Tipp 7: Gewichtsverlust begrenzenIn der Nutztierhaltung zählen Tierwägungen zu den empfehlenswerten Kontrollmaßnahmen des Herdenmanagements. Das gilt auch für die Sauenhaltung und innerhalb dieses Produktionszweiges insbesondere für den Abschnitt der Säugeperiode. Hohe Lebendmasseverluste durch Geburt und Laktation führen zum Anstieg der unfreiwilligen Sauenabgänge nach dem Absetzen. Als Folge kommt es im darauffolgenden Wurfzyklus zu reduzierten Fruchtbarkeitsleistungen. Bei den in den letzten Jahren rasant gestiegenen Ferkelzahlen ist die Abnahme durch die Geburt selbst, die sich aus der Wurfmasse, dem Fruchtwasser und den Nachgeburten zusammensetzt, gegenüber dem früheren Rechenwert von ehemals 20 kg auf über 25 kg angestiegen.Es wird empfohlen, die Muttertiere so zu füttern und zu managen, dass nach dem Abferkeln bis zum Absetzen ein laktationsbedingter Lebendmasseverlust von höchstens 10 % eintritt. Das heißt: Weniger als 20 kg der Lebendmasse einer Partussau nach beendeter Geburt. Ein Ist-Verlust von über 12 % (entspricht 25 kg Abnahme) gilt als kritisch; ab 15 % (d.h. über 30 kg) fügt er dem Muttertier Schäden zu. Ein Beispiel: Eine 225 kg schwere säugende Sau, die 13 bis 14 Ferkel aufzieht, müsste von einem Laktationsfutter, welches 13,2 MJ ME je kg enthält, im Durchschnitt bei einer 25tägigen Säugezeit 7 kg täglich verzehren. Als praktikable Kontrolltermine für die Wägung und Bonitur der Sauen gelten
- die Hochträchtigkeit, zweckmäßigerweise an die gruppenweise Umstallung der Sauen vom Wartestall in die Abferkelabteile gekoppelt;
- das Absetzen, verbunden mit der Ausstallung der Sauen aus dem Abferkelstall und der Einstallung der zur erneuten Besamung vorgesehenen Sauen in eine Arena resp. ins Deckzentrum.
Tipp 8: Säugezeit von 25 Tagen anstreben
Die Ferkelerzeugerbetriebe werden mehrheitlich auf der Grundlage eines Produktionszyklogrammes bewirtschaftet. Dabei wird die Herde in Sauengruppen untergliedert und die Einzeltiere durchlaufen alle Reproduktionsabschnitte gemeinsam. Ein Sauenzyklus setzt sich aus den Teilzeiten für das Absetz-Beleg-Intervall, die Tragezeit und die Säugedauer zusammen. Am verbreitesten sind Sauenzyklen, die 147 Tage umfassen, und die gruppenweise Belegung und Räumung der Abferkelabteile erfolgt nach dem „Alles-rein-alles-raus“-Prinzip. Dies erbringt insbesondere tierhygienische Vorteile.
Die Saugferkel sollen möglichst viel Sauenmilch erhalten. Die Verlaufskurve der täglichen Laktationsleistung steigt bis zur dritten Woche der Säugezeit auf ihr Maximum an, verharrt dort bis zu sieben Tagen und fällt danach schrittweise ab. Bei einem Absetz-Beleg-Intervall von fünf Tagen und einer mittleren Trächtigkeitsdauer von 116 Tagen, wie sie sich bei Hochleistungssauen in den letzten Jahren herausgestellt hat, verbleiben somit rechnerisch 25 Säugetage, die es ratsamerweise auszuschöpfen gilt. Bei einer längeren Säugezeit von über vier Wochen sind zusätzliche Abferkelbuchten erforderlich und es ist mit höheren laktationsbedingten Körpermasse- und Konditionsverlusten der Muttersauen zu rechnen, die sich nachteilig auf das nachfolgende Brunstgeschehen und die erzielten Trächtigkeitsergebnisse auswirken können.
Für ungestörte Fortpflanzungsfunktionen der Sauen sind der Aufbau, die Erhaltung und Pflege einer guten Körperverfassung (= Kondition) von Beginn der Zuchtbenutzung an über alle einzelnen Wurfzyklen besonders wichtig. Darauf gilt es vor allem die phasengerechte Fütterung der weiblichen Zuchtschweine auszurichten. Zwischen den Einzeltieren einer Sauengruppe oder -herde können die Konditionsmerkmale erheblich schwanken. Vornehmliches Augenmerk verdienen die Erstlingssauen (erster Wurfzyklus als Jungsau) sowie die sog. Primiparen (Wurfnummer 2, d.h. nach erbrachter Aufzucht des ersten Wurfes). Beide Sauenkategorien unterliegen einer physiologischen Mehrfachbelastung durch anhaltendes Jugendwachstum, zu erbringender Wurf- und Aufzuchtleistung sowie Milchproduktion. Hinzu kommt eine gegenüber den Altsauen geringere Fresslust im Abferkelstall, welche zu höheren Konditionsverlusten beiträgt.Es ist ratsam, letztere während der ersten Wochen der darauffolgenden Trächtigkeit durch eine kontrollierte „Konditionsfütterung“ wieder auszugleichen (Restaurierungsphase). Dafür wird die für normal konditionierte Sauen übliche Futterkurve (29 – 37 MJ ME je Sau und Tag) durch Einzeltierzulage nach Konditionseinstufung auf 40 MJ ME gesteigert.Als Orientierungswerte für Lebendmassespannen der Sauen mit ansteigender Wurfnummer (WN) nach dem Absetzen gelten 180 – 200 kg (WN1), 200 – 220 kg (WN2), 220 – 240 kg (WN3) und 235 – 255 kg (ab WN4).
Tipp 10: Sauenabgänge genau analysierenDie Sauenabgänge lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Dabei wird zwischen den geplanten und den ungeplanten Abgängen unterschieden:
- War der Abgang (Merzung) geplant und die Sau wird aussortiert, dann handelt es sich um eine aktive Entscheidungsfindung.
- Demgegenüber erfolgen die ungeplanten Abgänge meist ungewollt und vorzeitig, bevor eine Selektionsentscheidung (z.B. aufgrund ungenügender Leistungen oder des Alters) getroffen wurde. Die häufigsten Gründe sind Fundamentprobleme, Krankheiten und insbesondere Todesfälle.
Der Anteil fundamentbedingter Ausfälle an den Gesamtabgängen in der Sauenhaltung ist auf 6 – 15 % zu beziffern. Für eine differenzierte Zuordnung ist folgende Kommentierung vorzuschlagen:
- Lahmheiten = sind solche nach Unfällen (Frakturen) oder ohne äußerlich erkennbare Ursachen, die nicht mit Klauenerkrankungen in Verbindung stehen und
- Klauenschäden = Klauenentzündungen (Panaritium), Klauenabrisse, Hornspalten, mangelnde Klauenpflege (Stallklauen).
Um auch in weiteren sauenhaltenden Betrieben über 5 Würfe je Sau und Leben erbringen zu können, bedarf es vorrangig der Senkung der unfreiwilligen Sauenabgänge nach dem 1. und 2. Wurf.Die Sauenabgänge sollten in den Ferkelerzeugerbetrieben mittels Sauenplaner einheitlich (Kommentarschlüssel) dokumentiert und ausgewertet werden. Insbesondere sollten die Ursachen der vorliegend aufgeführten ungewollten Verluste (einschl. deren zeitliches – auf WN und Jahreszeit bezogenes – Auftreten) exakt abgeklärt werden, um zielgerichtet Maßnahmen zu ihrer Minimierung einleiten zu können.
Fazit
Nach den Erfahrungen der rheinischen Ferkelerzeugerbetriebe haben sich im Hinblick auf die angestrebte Nutzungsdauer von 6. Würfen je Sau und Leben folgende Eckpunkte der erfolgreichen Remontierungsstrategie bewährt:
- mit weniger als 20% Erstlingssauen auskommen und erfolgreichen Start der Remontetiere ins aktive Sauenleben gewährleisten – besonders auf die erlangte Zuchtreife achten
- niedrige Ausfallraten im 1. und 2.Wurf anstreben – u.a. durch rechtzeitiges Erkennen und Abstellen von Fruchtbarkeitsproblemen
- sich konsequent von alten Tieren trennen.