Agrar-Unternehmertage Münster 2019: Ein Rückblick


Die Agrar-Unternehmertage in Münster fanden vom 5. bis 8. Februar 2019 statt: Sie war eine gelungene Fachmesse zum „Anfassen und Diskutieren“ mit einer guten Prise Humor in Zeiten des (ständigen) Umbruchs.

SVR, VVR und Rem´s  präsentierten sich auf den Unternehmertagen mit einem großen Gemeinschaftsstand geballter Kompetenz, der gut angenommen wurde. Denn die meisten Fachbesucher kamen mit ganz konkreten Fragen und Vorstellungen zur Messe. Zu ihrem maßgeblichen Erfolg trägt hier immer wieder der Erfahrungsaustausch mit der Möglichkeit zum Aufbau neuer Kontakte bei hoher Expertendichte bei.

So richtete der optisch gelungen gestaltete Gemeinschaftsstand erstmalig ein Forum aus, welches drängende Anliegen der Betriebe aufnahm. Schon im Vorfeld war ausgiebig über die Schweinehaltung der Zukunft diskutiert worden, aktuell befeuert durch die geplanten Tierwohllabel von Industrie und Politik. Im erweiterten zweiten Blick stand die generelle Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft insgesamt.

Nun kamen im Forum dazu eingeladene Experten zu Wort. Zuerst ein „betriebliches Schwergewicht“. Am  Dienstag referierte Clemens Tönnies, Rheda-Wiedenbrück, vor gut 200 Besuchern und gab Einblicke und erläuterte Perspektiven für die deutsche Schweineproduktion. Er machte deutlich, dass aus seiner Sicht auch unter geänderten Rahmenbedingungen die (anpassungsfähige) Schweineproduktion in Deutschland eine Zukunft hat. Der Inlandsverbrauch ist stabil, die Nachfrage nach höherwertigem Fleisch hoch. Und es gibt noch ungenutzte Gewinnperspektiven aus der Sicht einer genauen Marktbeobachtung, anknüpfend an das Verbraucherverhalten. So wies Tönnies beispielsweise darauf hin, dass Schweineteile, für die „bei uns kein Bedarf besteht, in anderen Ländern teils hoch begehrt sind“. Daraus könnten sich verheißungsvolle Exportperspektiven ergeben.

Mittwoch hielt Clemens große Macke eine engagierte mitreißende Rede auf dem Forum. Bereits hier deutete sich an, dass die fünfte Jahreszeit auch im Herzen Westfalens angekommen ist, wenn indirekt Perspektiven des Rheinischen Grundgesetzes  für die Zukunft der Schweineproduktion erkannt und benannt werden konnten (was der nachfolgende Redner noch ausdrücklicher vertiefte!). So konnte der Vortragende die Zuhörer begeistern, wenn er ihnen Mut machte mit Aussagen wie: „Wenn du Bauer bleiben willst, musst Du kämpfen“, ganz im Sinne eines „Lass dich nicht verbiegen“ (‚Bliev wie de bes!)‘ und getreu dem Artikel 4 des ‚Kölschen Grundgesetzes‘: „Jammer den Dingen nicht nach und trauer nicht um längst vergessene Dinge“ (‚Wat fott es, es fott‘). Vielmehr stellte er in seinem Vortrag heraus, dass es sich lohnt, mit Mut und Ausdauer den Blick nach vorne zu richten (Artikel 5: „Sei offen für Neuerungen“ – ‚Et bliev nix wie et wor‘). Wichtig bleibe es, so der Referent, dass es nicht nur um hohe Umsätze und Veränderungen um jeden Preis gehe, sondern „der Betrieb lebt vom realistischen Gewinn“ (getreu Artikel 6: „Sei kritisch, wenn Neuerungen überhandnehmen“ – ‚Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet‘).

Dieser Ansatz wurde nun – auch optisch – vertieft mit einer ausdrücklichen Einbeziehung im Vortrag „Das  Kölsche Grundgesetz und die Schweinegesundheit“ von Dr. Jürgen Harlizius, Schweinegesundheitsdienst NRW. Getreu dem Artikel 8, dass „Qualität über Quantität geht“ (‚Maach et joot, ävver nit zo off‘) hob er anhand erhobener betrieblicher Fakten hervor, dass hohe Leistung und Tiergesundheit zusammengehören. Er stellte besonders heraus, dass in den letzten Jahren der Einsatz von Antibiotika um 50 % zurückgegangen  ist. Die Schweineproduktion sei zwar in einem gewaltigen Umbruch. Aber der sei zu bewältigen, da auch Politik, Forschung und betriebliche Praxis stets auf neue Herausforderungen reagierten und offen seien für problemmindernde Neuerungen, getreu dem Artikel 5 „Sei offen für Neuerungen“ ‚Et bliev nix wie et wor‘.

Insgesamt waren die Unternehmertage eine erfolgreiche  landwirtschaftliche Fachmesse, auf der auch dem Gebot der Gastfreundschaft der gebotene Platz eingeräumt wurde (Artikel 10). Wenn auch die grundsätzlich gute Stimmung bisweilen von Sorgen wegen geringer Haus- und Tiefpreise bei den Mastschweinen überschattet wurde, verblieb doch insgesamt ein fachlich begründbarer optimistischer Zukunftsausblick,  der sicher auch durch eine Prise Kölschen Humors (Artikel 11) getragen werden kann.