Backfutter für Mastschweine


Eine Reihe von Schweinemastbetrieben hat sich auf den Einsatz von Nebenprodukten der Lebensmittelbranche spezialisiert. Dazu zählt auch die Verfütterung von Resten aus der Backwarenherstellung, die als Energielieferant wie Getreide gesehen werden können. Johannes Hilgers, Rheinischer Erzeugerring für Mastschweine e. V., erläutert die Einsatzbedigungen, zum Beispiel von Rückständen der Teig- und Backwaren industrie.

Bekanntlich nehmen Backwaren, insbesondere das Brot, einen wichtigen Platz in der menschlichen Ernährung ein: Sie zählen zu den Grundnahrungsmitteln. Zwar ist in Deutschland der Brotkonsum rückläufig, jedoch kauft noch immer nahezu jeder Haushalt Brot ein. Die Gesellschaft für Konsumforschung hat als Durchschnittsverbrauch pro Kopf 45,9 kg Brot im Jahr 2016 ermittelt. Größere Backwarenbetriebe können jährlich 10 bis 15 kt produzieren. Sie fertigen auf erzeugnisspezifischen Produktionslinien Brot und Kleingebäck sowie darüber hinaus Konditoreiwaren. Bei der Anlieferung des Mehles und bei der Backvorbereitung fällt Kehrmehl als Abprodukt an. Auch bei der Teigbereitung und nach dem Backprozess gibt es verfütterungswürdige Rückstände; dazu zählen nicht qualitätsgerechte Erzeugnisse, Kuchenränder, Pizza, Waffelbruch, Zwieback-, Kuchen- und Feingebäckreste. Außerdem fällt beim Verkauf von Backwaren das sogenannte Backfutter an. Diese unverkauften überlagerten Erzeugnisse setzen sich vorrangig aus den verschiedensten Brotsorten, Brötchen und Kuchenresten zusammen. Sie bilden das sogenannte Backfutter, welches vorzugsweise in der Schweinefütterung zum Einsatz gelangt. Nach den Angaben im Fachbuch „Futtermittelkunde“ (G. Fischer Verlag Jena, Stuttgart, 1993) besteht Backfutter zu etwa 80 % aus Brot sowie 20 % Feingebäck und Sonstigem.

Alle Nebenprodukte werden als hochverdaulich und energiereich bezeichnet, denn sie enthalten wenig Rohfaser, jedoch hohe Anteile an N-freien Extraktstoffen, wie Stärke und Zucker. Für Feingebäckrückstände ist außerdem ein beachtlicher Fettgehalt typisch. Die Rohprotein- und Aminosäurengehalte liegen in der Größenordnung des Getreides, siehe Tabelle 1. Allerdings muss bei der Verfütterung an Schweine (monogastrische Nutztiere) berücksichtigt werden, dass der Backprozess üblicherweise eine Proteinschädigung mit sich bringt. Diese betrifft vornehmlich die Verfügbarkeit der Aminosäure Lysin. Brotreste (Altbrot) und Backreste weisen aufgrund der bei der Teigzubereitung verwendeten Zusätze, also Zucker, Fette, Backhefe, Salz, Aromastoffe sowie zum Teil notwendige Sauerteigmikroflora, einen angenehmen Geruch auf. Sie werden von den Mastschweinen gern gefressen. Das dazu verabreichte Mineralfutter braucht wegen des hohen Salzgehaltes von Backfutter häufig kein Natrium zu enthalten. Als Richtwert je kg Futtermischung in der Schweinemast gelten durchgängig 1,5 g Natrium. Dementsprechend muss beim Einsatz der genannten Nebenprodukte Na-armes Mineralfutter oder solches ohne das Mengenelement Na verwendet werden.

Die als Rationskomponenten bei Mastschweinen eingesetzten Reste aus der Backwarenherstellung weisen übereinstimmend zu sonstigen Nebenprodukten der Lebensmittelindustrie und Speisenwirtschaft, zum Beispiel Sammelfutter aus Küchen nach entsprechender Vorbehandlung, Schwankungen im Nährstoffgehalt auf. Aus der Sicht der Zwischenlagerung verdient auch die Trockensubstanz besondere Beachtung. Es wird dazu geraten, insbesondere bei höheren Einsatzmengen kontinuierliche Futtermittelanalysen durchzuführen. Eine Zwischenlagerung ist nur dann möglich, wenn der T-Gehalt über 88 bis 90 % beträgt. Bei geringerem T-Gehalt muss eine Verfütterung innerhalb von zwei bis drei Tagen erfolgen, wenn keine Nachtrocknung erfolgt. Diese soll bei den hochwertigen Produkten Pilzbefall und auch weitere Qualitätsbeeinträchtigungen vermeiden. Verschimmelte Partien sind fütterungsunwürdig.

Praxiserfahrungen beim Einsatz in der Mast

Die hierbei im Rheinland erzielten Ergebnisse und gesammelten Erfahrungen werden in den Jahresberichten veröffentlicht, welche der Rheinische Erzeugerring für Mastschweine e. V. (REMS, sitzt in Sonsbeck) he rausgibt. Im Wirtschaftsjahr (WJ) 2016/2017, in welchem im genannten Betriebszweig überdurchschnittlich hohe Direktkostenfreie Leistungen (DKfL) je verkauftes Mastschwein (VK MS) zu Buche standen, wurden in 136 Mastbetrieben über 500 000 Mastschweine unter Berücksichtigung der wichtigsten, praxisrelevanten Einflussfaktoren ausgewertet. Das wirtschaftliche Ergebnis unter dem Strich war besser als in den Vorjahren: Es wurden im Schnitt 37,52 € DKfL/VK MS erreicht. Das waren 20,00 € mehr als im enttäuschenden WJ 2015/2016. Dazu führte der Berichterstatter der REMS-Jahresberichte, Dr. Frank Greshake, aus: „Direktkostenfreie Leistungen sind aber kein Gewinn. Ein Lohnanspruch von 10,00 €, 1,50 € Zinsen und rund 13,00 € Abschreibung (20 Jahre für Gebäude, zehn Jahre für Einrichtung) sind abzuziehen. Dann verbleiben gerade 13,00 € pro Schwein, von denen noch Gülleentsorgung oder hohe Pachten getragen werden müssen. Reich werden sieht anders aus.“

Nachfolgend wurden die Auswertungsergebnisse wiedergegeben, die im Vergleich der Betriebe mit dominierendem Einsatz von vier verschiedenen Hauptfütterungskomponenten zu Buche standen. Wie in den Vorjahren betrug das Verhältnis der Betriebe mit Zukauffutter einerseits und Eigenmischung andererseits 40:60. Dabei handelt es sich bei Ersteren (Betriebe mit Alleinfutterzukauf) eher um die kleineren; hingegen verfügten diejenigen mit Einsatz von Nebenprodukten der Lebensmittelindustrie im Durchschnitt über die größere Anzahl eingekaufter Mastferkel je Betrieb, wie aus Tabelle 2 ersichtlich ist. Diese zeigt bei mehreren Parametern Unterschiede zwischen den nach diesem Sortiermerkmal gebildeten Gruppen 1 bis 4 auf; Spalte 5 gibt das Gesamtergebnis für alle Mastbetriebe im WJ 2016/2017 wieder. In Gruppe 4 waren die Einstellgewichte am niedrigsten, die Futterkosten und Verluste in der Mast ebenfalls. Die Verfütterung der Nebenprodukte führte zu einer im Mittel geringfügig besseren täglichen Tagesfuttermenge sowie zu deutlich höheren biologischen und wirtschaftlichen Ergebnissen, wie die ausgewiesenen Tageszunahmen von 841 g sowie die DKfL von 41,03 €/verkauftes Mastschwein (verk. MS) eindrucksvoll belegen. Beide Kennzahlen waren auch in den vergangenen Jahren mit geringerer (WJ 2014/2015) und enttäuschender Wirtschaftlichkeit der Schweinemast (2015/2016) in der Gruppe 4 am höchsten, siehe Tabelle 3. Somit kann der Einsatz von Nebenprodukten als Hauptkomponente in der Schweinemast als erfolgreich eingesetztes Verfahren herausgestellt werden. Dies bestätigen auch die REMS e. V.-Analysen für das WJ 2017/2018, wonach die Betriebsgruppe der Mäster mit Einsatz von Nebenprodukten, insbesondere bei den Futterkosten je verkauftes Mastschwein, bei den Verlustkosten sowie den biologischen Leistungen Tageszunahmen und Futterverwertung und der DKfL je Mastschwein, je Futtertag und je 100 kg Schlachtgewicht deutlich überlegene Ergebnisse gegenüber den Betriebsgruppen mit den Hauptfutterkomponenten Alleinfutter (Gr. 1) sowie Getreide (Gr. 2) erreichten. Siehe dazu Tabelle 4.

Flüssig oder trocken?

Für die erfolgreiche Anwendung der Schweinemast unter Einsatz von Nebenprodukten gilt es, den nachfolgenden Aspekten Rechnung zu tragen. Meist werden Brot und Backabfälle flüssig verfüttert. Sie können 50 % Anteil im Trockenfutter einnehmen. Das Mineralfutter braucht häufig kein Natrium zu enthalten. Bei besonders salzhaltigen Produkten (Salzstangen) ist eine angemessene Wasserversorgung zu gewährleisten.

● Backfutter, welches zur Verfütterung an Mastschweine vorgesehen ist, ist trocken und sauber zu lagern; die Lagerfähigkeit ist zeitlich begrenzt (maximal eine Woche).
● Je nach Bedarf oder längerer Dauer ist Propion- oder Ameisensäure einzusetzen (Silierung, ein bis zwei Wochen).
● Soweit möglich, sind die Futtermischungen zu jeder Mahlzeit frisch anzumischen; Rohrleitungen und Tanks sind regelmäßig zu spülen; Transport und Förderung bedürfen der erforderlichen Technik.

Bei der Bewertung der Brotreste/Nebenprodukte sowie weiterer Reste aus der Backwarenindustrie/Speisenwirtschaft gilt im Weiteren zu berücksichtigen

● Arbeitsaufwand des Transportes
● Entfernung der Verpackung
● Zerkleinerung

Die betrachteten Nebenprodukte sind zwar begrenzt verfügbar, sie vermögen aber bei sachgemäßem Einsatz zu einer hohen Wirtschaftlichkeit der Schweinemast beizutragen.