Die Kosten im Blick halten


In der Schweinemast zählen für ein gutes Betriebsergebnis nicht nur hohe Produktionsleistungen, sondern auch ein gutes Kostenund Erlösmanagement. In Perioden niedriger Marktpreise je verkauftes Mastschwein oder je Kilo Schlachtgewicht spielen bei der Aufdeckung noch vorhandener Reserven die Fütterungskosten eine bedeutende Rolle. Johannes Hilgers, Rheinischer Erzeugerring für Mastschweine e. V., Sonsbeck, gibt einen Überblick.

Die Jahresberichte des Rheinischen Erzeugerrings für Mastschweine e. V. Sonsbeck (REMS), geben Auskunft darüber, wie sich einzelne biologische und betriebswirtschaftliche Parameter in der Schweinemast in den letzten Jahren verändert haben. Der in Tabelle 1 vorgenommene Vergleich verschiedener Wirtschaftsjahre verdeutlicht die große Schwankungsbreite. Es wurden im aufgezeigten Auswertungszeitraum (AWZ) bemerkenswerte Verbesserungen der den Masterfolg beeinflussenden Teilleistungen erzielt.

Betriebsvergleich – wie gut bin ich?

Verglichen mit dem fünfjährigen Durchschnitt der Wirtschaftsjahre 2014 bis 2018 konnten 2020/21 die täglichen Zunahmen auf 868 g (+ 48 g) gesteigert, die Mastdauer um fünf auf 106 Tage verkürzt und die Futterverwertung von 1 : 2,74 auf 1 : 2,70 verbessert werden. Zugleich gelang es, den Futterverzehr je verkauftes Mastschwein und Tag um 100 g auf 2,34 kg zu steigern.

Die Erfolgsfaktoren kennen

Die wirtschaftlichen Auswirkungen verschiedener Leistungsparameter zeigt Tabelle 2. Der Überblick entstammt Berechnungen eines Expertenteams von Schweinezüchtern, Ökonomen und Vermarktern, für die der Schnitt der Wirtschaftsjahre 2013 bis 2017 als Grundlage ausgewählt wurde. Diese Daten bezogen sich auf einen Mastbetrieb mit 3 000 Mastplätzen mit 2,8 Umtrieben. Die Futterkosten explodieren zurzeit und liegen über 33 €/dt, das sind fast 8 € mehr als im Vorjahr. Dadurch verteuern sich die Futterkosten um 15 € je Mastschwein. Bei einer Futtermenge von 250 kg sind bei einer Vollkostenrechnung in der Schweinemast je Betrieb gut 82 € pro Tier an Futterkosten zu berechnen. Als umso dringlicher wird es angesehen, kurz- und längerfristig geeignete Maßnahmen zur Senkung der Futterkosten zu mobilisieren.

Futterkosten senken

Eine gute Futterverwertung gilt im vorliegenden Zusammenhang als maßgeblicher Einflussfaktor zum Erfolg in der Schweinemast. Wie Tabelle 3 zeigt, werden dadurch weitere Parameter beeinflusst. Es wurde von ökonomischer Seite konstatiert, dass in den vergangenen Jahren für geringe Futterkosten die Futterverwertung einen größeren Einfluss ausübte als der Preis des Mastfutters. Eine weitere ökonomische Bewertung, die die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft 2020 zum „Grenznutzen bei einer Veränderung der wichtigsten Einflussfaktoren“ vornahm, siehe Tabelle 4.

Es geht um die Fresslust

Schweinen, die gut fressen und das Futter effizient verwerten, geht es erkennbar gut. Seit einigen Jahren wird der Problematik der Fresslust und Verzehrsleistung der Tiere forschungsseitig und in praxisorientierten Studien nachgegangen. Mit dem Begriff Verzehrsleistung wird der gesamte Komplex des Futteraufnahmeverhaltens, zum Beispiel die Fressgeschwindigkeit, aus deren Einzelmerkmalen die tägliche Futteraufnahme resultiert, beschrieben. Im vorliegenden Beitrag wird die mittlere Futteraufnahme der Mastschweine pro Tag betrachtet. Grundsätzlich sollte in der Schweinemast eine Mehrphasenfütterung bevorzugt werden. Nur dieses Verfahren kann eine optimale Anpassung der Energieund Nährstoffversorgung an den Bedarf annäherungsweise gewährleisten. Auch auf technologiespezifische Faktoren oder die Art der Mischfutter- oder Rationsbestandteile, die die Höhe der Futteraufnahme beeinflussen können, sollte geachtet werden. Solche Faktoren sind zum Beispiel der optimale TM Gehalt bei Brei- und Flüssigfütterung, das Tier-Fressplatz-Verhältnis in Abhängigkeit vom Fütterungsverfahren oder die Anteile von Fütterungskomponenten, die geschmackswirksam oder antinutritiv wirken können. Bei alledem ist die Mitarbeit des Fütterungsberaters hilfreich. Zu einer optimalen Fütterungstechnik zählen im Weiteren eine regelmäßige, bedarfsdeckende Wasserversorgung, die Einhaltung von Grundstandards der Futtermittelhygiene, die Vermeidung von Futterwechsel sowie von stark puffernden oder gar schädlichen Stoffen.

Wissen, was drin ist

Bezüglich der Futterinhaltsstoffe gilt es zu analysieren, was „drin“ ist. Zum systematischen Futtercontrolling gehört eine planmäßige und umfassende Futteruntersuchung. Sie dient einer fundierten Rationsberechnung und -gestaltung der fertig gemischten Ration. Der empfohlene Untersuchungsumfang in einer hierfür zertifizierten Einrichtung bezieht sich bei Energiefuttermitteln (Getreide), Eiweißfutter, wie Sojaextraktionsschrot, Ergänzungsfutter, wie Eiweißergänzer, sowie Alleinfutter/Rationen auf Rohnährstoffe, Aminosäuren und Mineralstoffe. Zur Absicherung der Futterqualität von Mastfutter empfiehlt sich die Untersuchung auf Keimgehalte, also die mikrobiologische Beschaffenheit betreffende Bakterien, Schimmelpilze, Hefen, sowie Mykotoxine, also Zearalenon = ZEA, Ochratoxin = OTA, Deoxynivalenol = DON. Neben einer guten Tiergesundheit trägt die richtige Fütterungsstrategie maßgeblich zum Erfolg der Arbeit bei. Im Leitfaden der Deutschen Landwirtschafts- Gesellschaft e. V. wird für das Produktionsverfahren der Schweinemast die Drei-Phasen-Mast mit Anfangs-, Mittel- und Endmast mit Vormast (28 bis 40 kg Lebendmasse) als typisch he rausgestellt (DLG Merkblatt 418, Oktober 2018). Für alle bisherigen sowie die neuen Fütterungsverfahren ist neben der stark N- und P-reduzierten eine sehr stark N- und P-reduzierte Fütterung hinzugekommen. Beide Verfahren sind erreicht, wenn das Mastfutter folgende Werte aufweist:

● Vormastfutter ab 28 kg LM: ≤ 17,5 oder 16,5 % Rohprotein (RP) sowie ≤ 0,47/0,44 % P
● Anfangsmastfutter ab 40 kg LM: ≤ 16,5 oder 15,5 % RP sowie < 0,45/0,42 % P
● Mittel-/Endmastfutter ab 65 kg LM: < 15,5 oder 14,0 % RP sowie < 0,42/0,40 % P
● Endmastfutter ab 95 kg LM: ≤ 14 oder 13,5 % RP sowie ≤ 0,42/0,40 % P

Eine aus der 24. Auflage (2020) der Informationsschrift der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft übernommene Tabelle 5 beleuchtet bestehende Einsparpotenziale.

Kostengünstige Rationskomponenten

Als Beispiel einer kostengünstigen Komponente sei der Einsatz von Roggen anstelle von Weizen in den Mastrationen für Schweine genannt. Roggen ist eine hochwertige und kostengünstige Getreideart. In den typischen Roggenanbaugebieten wurde er schon immer an fast alle Tierarten – zum Teil in hohen Rationsanteilen – verfüttert. Der um mehrere Euro geringere Preis je dt gegenüber Weizen und eine Reihe neuerer wissenschaftlich begleiteter Praxisversuche ließen ihn zu einer besonders attraktiven Futterkomponente für Mastschweine werden. Nach den Ergebnissen verschiedener Studien ist in der Endmast der Schweine ein Roggenanteil bis zu 70 % möglich, so lautete ein diesbezügliches Fazit bereits im Jahresbericht 2016 des VzF GmbH Uelzen. Demnach konnte „Roggen in den letzten Jahren in der Schweinefütterung punkten“. Es wurde dargelegt, dass Roggen je nach Sojapreis 0,50 € bis 1,00 € günstiger sein muss als Futterweizen. In den seither vorliegenden Marktbeobachtungen des AMI konnten fast immer Futterkosten durch den Roggeneinsatz eingespart werden. In betriebswirtschaftlichen Berechnungen von dänischen und deutschen Schweineproduzenten wurden die diesbezüglichen Kostenvorteile auf den Mastbetrieben mit etwa 1,30 €/Tier beziffert und dabei gleiche Leistungen erzielt. Die hierauf abgestimmten Empfehlungen zur Versorgung der Mastschweine mit umsetzbarer Energie, essenziellen Aminosäuren, Mineralstoffen und Vitaminen sind beispielsweise dem „Rechenmeister für eine effizientere Schweinefütterung“ der Landwirtschaftskammer NRW zu entnehmen. Darin ist auch der empfohlene Rohfasergehalt im Mastfutter angegeben. Er soll in allen Abschnitten 35 g je kg Phasenfuttermischung betragen. Es bleibt da rauf hinzuweisen, dass die aufgeführten Empfehlungen stets als eine grundsätzliche Richtschnur zu betrachten sind. Im betrieblichen Einzelfall sind deshalb Abweichungen von diesen Vorgaben denkbar.

Konsequente Impfkonzepte

Die im Rheinland vorgenommenen Mastauswertungen verzeichneten im REMS-Jahresbericht 2019/2020 Tierverluste während der Mast von unter 2 %. Insgesamt wurde festgestellt, dass die Betriebe ihre Impfkonzepte und ihr Management verbessert haben. Fallende Tiergesundheitskosten in der Schweinemast haben sich durch die Zunahme der Impfungen in den Ferkelerzeugerbetrieben ergeben. Daran ist auch in Perioden knapper Kassen festzuhalten. Zudem bilden bekannte, feste Ferkelherkünfte mit klaren Einstallkonzepten und Hygieneprogrammen eine zuverlässige Grundlage für gesunde Mastbestände, die sich auch durch niedrige Verluste unter 2 % auszeichnen. In der mehrfach zitierten Broschüre zum ökonomischen Verständnis der Schweineproduktion heißt es im Hinblick auf die Kostenfaktoren Tiergesundheit und Verluste „Fremdgehen kostet viel Geld“. Das bezieht sich auf die Ferkelherkunft aus mehreren Sauenbetrieben oder unbekannte Lieferpartien. Die Reduzierung der Verluste in der Schweinemast wirkt spürbar kostensenkend.

Gezielte Nutzung der Zuchtfortschritte

Dank der züchterisch-selektiven Arbeit in der Tierzucht sowie in den Besamungseberstationen ist die genetische Veranlagung der Tiere beiderlei Geschlechts für marktgerechtere Mastund Schlachtleistungen enorm angewachsen. Entsprechend erfolgsbeeinflussend ist in der Erzeugerkette Ferkelerzeugung/ Schweinemast die gezielte Auswahl des Besamungsebers sowie der Sauenherkunft. Die dominierende Vaterrasse zur Erzeugung der Endprodukte für die Schweinemast ist Pietrain. Berater der Zucht-, Besamungsund Vermarktungsorganisationen unterstützen die Kunden beim passenden Einsatz der leistungsgeprüften Vatertiere. Dabei ist zu berücksichtigen, welche Anforderungen die Mäster an die Ferkel stellen, welche Fütterungssysteme in den einzelnen Produktionsstufen praktiziert werden und welche Leistungserwartungen – auch unter dem anhaltenden Kostendruck – bestehen. Daraus lassen sich der Genetik angepasste Futterpläne ableiten.

Auf die richtige Vermarktungsstrategie setzen

Ökonomen sehen ein beträchtliches Optimierungspotenzial in der Schlachtschweinevermarktung. Die Tiere wachHalsen naturgemäß ausei nan der. In gesunden Beständen ist die Spreizung niedriger. Es gilt, den Anteil der Übergewichtigen in der Verkaufspartie zu minimieren, denn diese weisen eine schlechtere Futterverwertung und steigende Futterkosten auf, da sie einen höheren Erhaltungsbedarf haben. Der optimale Gewichtskorridor kann je nach Betrieb oder Genetik stark variieren. Zwischen der Abrechnung nach Magerfleischanteil (MFA) und einer Vermarktung nach Indexpunkten (IXP) bestehen Unterschiede. Um das jeweils optimale Gewicht zur Ausstallung im Blick zu behalten, gilt das Wiegen der Tiere als eine der effizientesten Maßnahmen. Diese dient der Kontrolle der Zuwachs- und Futterkurve und der Identifizierung des „Ausei nanderwachsens“. Um die Gewichtsentwicklung bewerten und ausgeglichene Tiere innerhalb der Ausstallungsgruppe liefern zu können, sind Zwischenwiegungen eine probate Maßnahme, die sich kostensenkend auswirkt. Sie kann mit verschiedener Wägetechniken realisiert werden, wozu der Austausch betrieblicher Erfahrungen nützlich sein kann.

Nicht füttern

Die zurzeit extremen Preise für Ferkel und Mastfutter beeinflussen das optimale Schlachtgewicht. Eine pauschale Empfehlung für ein bestimmtes Gewicht kann zwar nicht gegeben werden. Jeder Betrieb sollte sein optimales Schlachtgewicht kennen. Die Grafik zeigt aber, bis zu welchem Gewicht die Mastschweine für den bestmöglichen Verkaufserlös gemästet werden sollten. Dabei zeigt sich die gängige Berechnungsmethode nach Auto-FOM, dass es für eine positive Erlössituation nur einen engen Gewichtskorridor gibt. Das Schlachtgewicht sollte in der gegenwärtigen Marktsituation in der Regel unbedingt um 90 bis 94 kg Schlachtgewicht liegen. Nicht füttern bedeutet: keine Schweine über 100 kg Schlachtgewicht. Das erspart den Mästern teure Abzüge, spart Futterkosten und hilft, den heimischen Markt zu entlasten.

Quelle: LZ Rheinland Hof&Feld 05/2022 S. 35-38 Foto & Text: Johannes Hilgers