Erfolgsfaktoren, mit denen Mäster punkten


In der Schweinemast gelingt die bedarfsdeckende Zufuhr von Energie und Nährstoffen bei hoher Futteraufnahme der Tiere, wodurch ein gesteigertes Niveau der Tageszunahmen gesichert und das betriebswirtschaftliche Ergebnis gesteigert werden kann. Im folgenden Artikel wird analysiert, worauf es dabei ankommt. Dazu gibt es recht neue Entwicklungsstudien.

In der Kette der Schweineproduktion stellt die Mast den letzten Abschnitt dar. Sie hat die Aufgabe, einen marktgerechten Schlachtkörper zu erzeugen und dabei den Aufwand an eingesetzten Betriebsmitteln bei Gewährleistung des Tierwohles möglichst effektiv zu gestalten. Dies gilt insbesondere für die Fütterung. Bei einer bedarfsgerechten Zufuhr an Energie, Nähr- und Zusatzstoffen ist darauf hinzuwirken, das Wachstumspotenzial bestmöglich auszuschöpfen. Das gilt für die angestrebten Mastleistungen und den Proteinansatz ebenso wie für die erzielten Schlachtleistungen der verkauften Mastschweine. Bei den verkauften Mastschweinen handelt es sich hier um Mehrfachhybride. Als Endstufeneber haben hier Vatertiere der Rasse Pietrain eine dominierende Stellung inne. Sie werden in den Ferkelerzeugerbetrieben vornehmlich über den Einsatz in der künstlichen Besamung an solche Sauen angepaart, die der Hybrid/Kreuzung der beiden Mutterrassen Large White und Landrasse entstammen. Dank der so gezielten züchterischen Arbeit und mit enormen Zuchtfortschritten sowie entsprechenden tiergesundheitlichen Maßnahmen können die Masttiere bereits im jungen Alter sehr hohe Lebendmassezunahmen (LMZ) erreichen. Dies zeigt Abbildung 1, die eine Orientierung über den Wachstumsverlauf von Mastschweinen bei zwei unterschiedlichen Niveaustufen der LMZ darstellt. Im Verlauf der letzten 15 Jahre konnten so die biologischen Leistungen deutlich verbessert werden. Dies zeigen die ‚Leistungstrends‘ in der Schweinemast deutlich, wie sich aus Abbildung 2 ergibt. Die Auswertung der Zahlen zeigt, dass die Tageszunahme in den letzten 15 Jahren von 720 g auf 850 g tägliche Zunahmen gesteigert und gleichzeitig die Futterverwertung um 0,26 verbessert werden konnte. Betriebswirtschaftlich bedeutet dies eine Futterersparnis von 25 kg pro Mastschwein und eine auf 20 Tage verkürzte Mastzeit. Wie sich die verschiedenen Parameter der Mast- und Schlachtleistungen tendenziell betriebsökonomisch auswirken, hat ein Expertenteam in der Broschüre „Die Schweineproduktion ökonomisch verstehen“ tabellarisch erläutert und kommentiert. Tabelle 1 resümiert hier die wichtigsten Ergebnisse. Die Zahlenangaben repräsentieren dabei Fünf-Jahres-Schnitte, welche einzeln auftretende Jahresabweichungen relativieren. Das betriebswirtschaftliche Fazit dieser Langzeitstudie lautet: Für einen Betrieb mit 3.000 Mastplätzen bedeutet die Verbesserung der Futterverwertung einen Mehrertrag von zirka 20.000 € in einem Jahr.

 

Maßnahmen zur Anregung hoher Futteraufnahme

In allen Mastabschnitten geht es darum, den speziellen Bedarf zur Erzielung hoher Leistungen (nachfolgend: den Lebendmassezuwachs von 850 g beziehungsweise darüber betreffend) zu ermitteln, um in der Phasenfütterung eine optimal ausgerichtete Versorgung der Tiere zu ermöglichen. Hierzu gab die Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) im Jahr 2006 neue Empfehlungen heraus. Darauf basierend wurden nachfolgend exemplarische und immer wieder aktualisierte Hinweise durch die Landwirtschaftskammer gegeben, die zuletzt (2018) für Mastschweine mit hohem Fleischansatz wie in Tabelle 2 aufgeführt den hiesigen Gegebenheiten angepasst wurden. Aus den Angaben zur notwendigen Versorgung mit umsetzbarer Energie in den LM-Abschnitten von 30 bis 120 kg und dem abnehmenden ME-Gehalt/kg Alleinfutter mit fortschreitender Mast wurde der tägliche Futterverzehr abgeleitet, der für die angepeilten Lebendmassezunahme als erforderlich betrachtet wird. In einer aktuellen Berechnung der LfL Bayern (Information zur Futterberechnung Oktober 2019) wurden danach je nach Lebendmasse drei unterschiedliche Energiekonzentrationen für Alleinfuttermittel zugrunde gelegt, nämlich für die Vor- und Anfangsmast (28 bis 40 kg) 13,4 MJ/kg, für die Mittelmast (70 bis 90 kg) 13,0 MJ/kg und für die Endmast (ab 90 kg) 13,0 MJ/kg. Bei den heutigen Fütterungsverfahren ist es die Regel, dass man weiß, was täglich verfüttert wird. Denn bei der Futteraufnahme kommt es darauf an, die Tiere bedarfsgerecht mit Energie und Nährstoffen zu versorgen. Das wiederum ist Voraussetzung, um fütterungsseitig die Anforderung an das Tierwohl bestmöglich zu gewährleisten. Hierbei kommt es darauf an, durch geeignete Produktionstechnik und Fütterungsmaßnahmen die Mastschweine dazu anzuregen, dass sie den genannten Futterverzehr auch tatsächlich realisieren – und dies zu kontrollieren. Ein Beispiel dazu: Die Sommermonate der zurückliegenden Jahre, die häufig Tageshöchsttemperaturen weit über dem thermozentralen Bereich für Mastschweine (16 bis 22 °C) einschlossen, haben auch in der Schweinemast erneut die Bedeutung des „Nährstoffes Wasser“ verdeutlicht. Ein Mangel an Tränkewasser hätte spürbare Leistungseinbußen zur Folge. Er reduzierte die Futteraufnahme, was mit der eingeschränkten Harnausscheidung und gestörten Wärmeregulation zu tun hat. Mastschweine brauchen nämlich im Gewichtsabschnitt von 30 bis 75 kg täglich 2 bis 7 l und bei 75 bis 120 kg 5 bis 10 l Wasser je Tier in geeigneter Form. Über die Bereitstellung der notwendigen Wassermengen hinaus ist dessen Qualität von entscheidender Bedeutung. Das gilt auch im Hinblick auf die Vermeidung tiergesundheitlicher Störungen. Auch in diesem Falle halfen Orientierungswerte für die Beurteilung des Tränkewassers durch die Landwirtschaftskammer zur Bewältigung des „Hitzesommers“. Ein weiteres Kriterium optimaler bedarfsgerechter Fütterung ist – insbesondere bei der Flüssigfütterung – die strikte Arbeit nach einem Hygieneplan, der alle Reinigungsmaßnahmen regelt (Tröge, Anmischbottich, Futterleitungen, leere Abteile/Ställe vor jeder Neubelegung). Besonders wichtig ist es hierbei, pathogene Keime/Erreger (Bakterien, Hefe- und Schimmelpilze) in Schach zu halten. Dazu kann auch der Zusatz organischer Säuren im Alleinfutter für Mastschweine geboten sein, der sich vielerorts bewährt hat. Indessen haben alle Maßnahmen, die die Futteraufnahme anregen sollen, keineswegs das Ziel einer grenzenlosen Steigerung der täglichen Verzehrsleistung. Vielmehr besteht die Kunst des Fütterns von Mastschweinen darin, das richtige Maß zu finden. Tierwohl bedeutet auch hier, eine unerwünschte Verfettung der Schlachtkörper zu vermeiden.

 

Jahresberichte ausgewertet

Den Jahresberichten des Rheinischen Erzeugerringes für Mastschweine (REMS) lassen sich Angaben zur täglichen Futteraufnahme je kg verkauftes Mastschwein (VKMS) sowie zu den bestehenden Zusammenhängen von Tageszunahmen, Futterverwertung und Futterverbrauch entnehmen. Die Angaben nachfolgender Tabelle 3 beziehen sich auf das Kalenderjahr 2019 und sind nach Gewichtsstufen differenziert. Die Parameter „Futterverwertung“ und „Futteraufnahme“ (fünfte und sechste Spalte) beziehen sich auf den kg-Bedarf an Futter, welches zur Herstellung von 1 kg Schweinefleisch erforderlich ist.

Nimmt man alle Gewichtsstufen zusammen und ermittelt davon einen Gesamt-Durchschnittswert, ergeben sich ebenfalls beeindruckende Resultate: Es kommt zu guten Zunahmen von durchschnittlich 845 g im Mittel bei 110 Masttagen je verkauftes Mastschwein, ordentlicher Futterverwertung von 2,76 kg sowie einem Futterverbrauch von 2,34 kg je Mastschwein und Tag. Unter dem Strich ein sehr gutes Ergebnis. Erwartungsgemäß wiesen die Mastschweine mit den höchsten täglichen Zunahmen dank ihrer Fresslust (auch als ‚Gefräßigkeit‘ bezeichnet) die beste Futterverzehrleistung sowie die günstigste Futterverwertung auf. Zugleich konnten bei ihnen erfreulicherweise auch die niedrigsten Verluste verzeichnet werden. Die Gleichung „Gesunde Schweine = hohe Zunahmen und wenig Verluste“ hat sich durch das eingesetzte Tiermanagement bewahrheitet.

 

Impfungen machen sich bezahlt

Zu diesem Management gehört neben der bedarfsgerechten Ernährung zur Erreichung optimaler Zunahmen bei Gewährleistung bestmöglicher Tiergesundheit noch ein weiteres hinzu: der Impfschutz. Denn durch die Zunahme der Impfungen in den Ferkelerzeugerbetrieben haben sich fallende Tiergesundheitskosten in der Schweinemast ergeben. Zudem bilden bekannte feste Ferkelherkünfte mit klaren Einstallkonzepten und Hygieneprogramme eine gute Grundlage für gesunde Mastbestände, die sich auch durch niedrige niedrige Verluste auszeichnen. Entsprechend der Daten für den zehnjährigen Auswertungszeitraum von 2009/2010 bis 2019/2020 konnte der Anteil der Tiergesundheitskosten an den Direktkosten je Mastschwein so von 1,8 auf 0,8 % gesenkt werden. Als Stallbelegungsverfahren bewährt hat sich außerdem und zunehmend die Bewirtschaftung der Mastabteile nach dem „Rein-Raus- Prinzip“. Die hohen biologischen Leistungen der Tiere stellten sich als wichtige Faktoren bei erforderlichen einzelbetrieblichen Abhilfemaßnahmen heraus. Die gute Tiergesundheit trug bei richtiger Fütterungsstrategie maßgeblich zum Erfolg in der Mast bei.

 

Fazit

Bei der Entwicklung in der Schweinemast der letzten 15 Jahre hat sich gezeigt, dass Tiergesundheits- und Leistungszunahmen verstärkt zusammengehören. Dazu muss es für den betrieblich vorhandenen Tierbestand eine angepasste betriebsindividuelle Strategie geben. Der erfolgreiche Mäster wird dabei die Nährstoffkonzentration und Futtermenge mit den angestrebten Zielen der Mast- und Schlachtleistung sowie dem Vermarktungsweg in Einklang bringen. Die Steuerung und regelmäßige Kontrolle von Appetit, Fresslust und Futterverzehrleistung der Tiere gilt nicht nur der Aufdeckung und Abstellung von Fütterungsfehlern, sondern schließt ebenso die klimatischen und hygienischen Verhältnisse in den Mastabteilen/-ställen mit ein. All dies trägt entscheidend zu Fortschritten in der Schweineproduktion bei.

Quelle: Bauerblatt 24.10.2020 S. 15-16,  Johannes Hilgers, Rheinischer Erzeugerring, Tel.: 02838/7761-181, hilgers[at]viehvermarktung-online[dot]de