Fokus Lebensleistung


Die Nutzungsdauer der Sau rückt wieder stärker ins Blickfeld. Jedes zweite Muttertier sollte mindestens fünf Würfe schaffen.

In der Zucht und auf Ferkelerzeugerbetrieben hat sich in den vergangenen Jahren ein anhaltender Anstieg der Wurfleistungen vollzogen. Doch auch der Zeitraum von der ersten Belegung einer Sau bis zu ihrem Ausscheiden aus der Herde rückt zunehmend ins Blickfeld. Die Verbleiberate hat Einfluss auf die Herdenstruktur, Immunlage und Remontierungskosten. Die Nutzungsdauer kann unter anderem mit der Anzahl erbrachter Würfe, der durchschnittlichen Wurfnummer bei Sauenabgang oder als Lebensaufzuchtleistung beschrieben werden.

Mehr Ferkel je Sauenleben
Um die Betriebe zu informieren, weist der Rheinische Erzeugerring für Qualitätsferkel e.V. (FER) diese zusätzlichen Kennzahlen seit fünf Jahren regelmäßig aus. In diesem Zeitraum ist bereits eine positive Leistungsentwicklung zu verzeichnen.
Doch zunächst zu den Wurfgrößen: In den ausgewerteten 115 Ferkelerzeugerbetrieben stieg die mittlere Wurfgröße in den letzten fünf Jahren von 13,9 auf 15,5 lebend geborene Ferkel je Wurf, d. h. um 1,6 Stück. Die Zahl der pro Wurf abgesetzten Ferkel wuchs von 12,0 auf 13,2 Stück. Dies ist ein Plus von 1,2 Ferkeln je Sau und Jahr (siehe Übersicht 1). Parallel zu den Verbesserungen bei der Wurfgröße veränderte sich die Wurffolge kaum. Nach wie vor werden im Schnitt ca. 2,37 Würfe pro Sau und Jahr erreicht. Bei der Nutzungsdauer zeigt sich jedoch eine leicht steigende Tendenz.

Heute werden 5,6 Würfe je Sau und Leben erreicht. Noch vor fünf Jahren lag die durchschnittliche Wurfnummer bei Abgang bei 5,5. Auf der Basis der größeren Würfe ist die Zahl der aufgezogenen Ferkel je Sau und Leben auf stolze 74,7 Stück geklettert. Hier vollzog sich von Jahr zu Jahr ein kontinuierlicher Anstieg. Für das Wirtschaftsjahr 2013/14 wurde noch ein Wert von 65,9 insgesamt aufgezogenen Ferkeln ausgewiesen.

Bestleistung ab dritten Wurf
Oft wird gefragt, ab wann die Sauen in der Lage sind, die höchsten Leistungen zu erzielen und mit welcher Wurfnummer die Fruchtbarkeit nachlässt. Dies kann über den erreichten Ferkelindex (FI) dargestellt werden. Er bezeichnet die Zahl der lebend geborenen Ferkel je 100 Belegungen und schließt somit in einem Parameter die Auswirkungen der Umrauscher, nicht tragender Tiere, ungewollter Sauenabgänge sowie der Wurfgröße zusammen.

Für das Wirtschaftsjahr 2017/18 und im Mittel von 57 070 Belegungen wurde ein mittlerer FI von 1339 Ferkeln erzielt. Die Verlaufskurve in Übersicht 2 veranschaulicht, dass der FI vom ersten Wurf ansteigend seine maximale Höhe im dritten und vierten Wurf erreicht. Danach flacht die Kurve stufenweise wieder ab.
Somit können alle Sauen zwischen dem dritten und sechsten Wurf als Leistungsträger bezeichnet werden. Daraus wird abgeleitet, eine möglichst hohe Verbleiberate der Sauen bis zum sechsten Wurf anzusteuern. Dieser Grundsatz ist bei der Sauenselektion nach dem Absetzen zu berücksichtigen.
Ab dem fünften bis sechsten Wurf hingegen werden nur noch die leistungsstarken, robusten und gesunden Muttertiere in der Herde belassen. Wobei der Anteil der älteren Sauen bei etwa 20 % liegen sollte. Denn insbesondere diese werden häufig im Rahmen des Wurfausgleichs sowie als Ammen eingesetzt. Beides wird praktiziert, um von allen Muttertieren möglichst große, ausgeglichene Würfe absetzen zu können. In den einzelnen Wurfnummer-Klassen werden nahezu gleiche Aufzuchtergebnisse erreicht.

Management anpassen
Da die Wurfleistungen kontinuierlich gestiegen sind, besteht die Gefahr, dass insbesondere die jüngeren Sauen überfordert werden. Um dies zu vermeiden und die Voraussetzungen für hohe Lebensleistungen zu schaffen, müssen einige Punkte im Management berücksichtigt werden.
Als solche anzusehen ist die betriebsindividuell gestaltete Eingliederungsstrategie der Remontetiere. Es sollte geprüft werden, ob die Tiere die Zuchtreife erlangt haben, und es ist ein mittleres Erstbelegungsalter von 8 bis 8,5 Monaten anzustreben. Die Jungsauen dürfen auf keinen Fall zu früh belegt werden. Aber auch ein Erstbelegalter von deutlich über 250 Lebenstagen ist nicht vorteilhaft.
Zudem spielt die Länge der Laktation eine Rolle. Anzustreben ist eine für Muttertier und Saugferkel vorteilhafte Säugezeit. Im FER wurde diese auf durchschnittliche 24,6 Tage erhöht.

Management

Dies erfordert entsprechende Anpassungen bei der Gestaltung der Produktionszyklogramme. Ein wichtiger Punkt ist die Sicherstellung einer auf gute Körperverfassung ausgerichtete Phasenfütterung der Hochleistungstiere. Während der ersten Laktation sollte die Sau nicht mehr als 15 kg Körpermasse verlieren. Bei einzelnen Tieren kann es durchaus von Vorteil sein, den Wurf auf 10 bis 12 Ferkel zu begrenzen. Auch ein vorzeitiges Absetzen einzelner Ferkel wird in diesem Zusamenhang diskutiert. Ganz entscheidend ist aber auch die Zusammenarbeit mit dem Hoftierarzt, die auf eine gute Bestandsgesundheit, das Tierwohl sowie niedrige Verluste und geringe unfreiwillige Sauenabgänge bedacht ist. Insbesondere die Impfungen der Jungsauen während der Eingliederungszeit sind sorgfältig zu planen und die Termine konsequent auszuhalten.

Fazit

  • Sauen erreichen ihre besten Aufzuchtleistungen vom dritten bis sechsten Wurf. Der Anteil dieser Sauen in der Herde sollte möglichst 50 % und mehr betragen.
  • Um vorzeitige Sauenabgänge zu vermeiden, dürfen junge Sauen nicht über fordert werden. Dazu gehört ein mittleres Erstbelegalter von 240 bis 250 Tagen und eine professionelle Eingliederung.
  • Auch gilt es, die Jungsauen über Impfungen schnell an den Immunstatus der Herde heranzuführen. Zudem ist während der ersten Laktation ein Gewichtsverlust von über 15 kg möglichst zu vermeiden.

Quelle: SUS Ausgabe 2/2019 S. 27-29 Text: Johannes Hilgers, SVR, und Prof. Dr. Uwe Hühn, Wölfershausen