Leserbrief RP


Kommentar Frau Marschall zur Dürre am Dienstag, 31.7.

Analyse Frau Dunz zur Dürre am Mittwoch, 1.8.

Sehr geehrte Frau Marschall, sehr geehrte Frau Dunz,

beide Texte kann ich so nicht stehen lassen.

Vorweg: Ich bin Geschäftsführer des Rheinischen Erzeugerringes für Mastschweine e. V. sowie Vorstand der Schweinevermarktung Rheinland w.V. und somit auch so ein übler Vertreter der „Massentierhaltung“. Das hat immerhin den Vorteil, dass man die Tierhalter im Verbreitungsgebiet der Rheinischen Post weitgehend kennt. Da sieht die Massentierhaltung so aus:

In der gesamten Köln-Aachener Bucht ist die Tierhaltung weitestgehend weg: Ein halbes Dutzend größere Geflügelhalter, vielleicht 2 Dutzend Schweinehalter und nennenswert Milchviehalter nur noch an der Rur und zur Eifel hin. Im gesamten Kreis Mettmann noch ein mittelgroßer Schweinemäster, in den drei rechtsrheinischen Kreisen vielleicht noch 6 Schweinehalter, im Kreis Neuss 4 mittelgroße Schweinehalter, aber 120 große Pferdebetriebe (meinen Sie die mit der Massentierhaltung?), in den rheinischen Ruhrgroßstädten noch 2 Mäster. Im Umfeld der rheinischen Städte längs des Rheins von Bonn bis Moers ist das Vieh längst abgeschafft – da wird, oft schon in der zweiten Generation viehlos, seit Jahrzehnten die rheinische Fruchtfolge Rüben, Weizen und Gerste angebaut. Alle kämpfen mit der Dürre – Ihren zusammengewürfelten Quark von Monokulturen, Massentierhaltung und Antibiotika in Zusammenhang mit Trockenheit quittieren die nur mit Kopfschütteln.

Auch Sie gehen der „Bauernlobby“ auf den Leim: Zwar sind die Getreiderträge zwischen 10 und 30 % rückläufig – aber die Getreidepreise auch über 20 % gestiegen. Hätte man ja mal schreiben können, wenn man sich mit dem Thema befasst. Entschädigungen für Dürre kann man da wirklich in Frage stellen. Die Leidtragenden sind die Landwirte, die Getreide für Viehfutter kaufen müssen.

Kommen wir zu den Monokulturen: Das größte Problem sind die Wiesen und Weiden – da konnten die Landwirte nur einen Schnitt ernten, den zweiten oft schon nicht, den dritten gar nicht und die Grasnarben sind so kaputt, dass vielleicht bis Jahresende nichts oder kaum noch etwas wächst.

Was die Landwirte und Pferdehalter  bei der „Monokultur Grünland“ jetzt im Zusammenhang mit Massentierhaltung, Antibiotika und Pflanzengift alles falsch gemacht haben, sollten Sie dem Großstadtbewohner als auch unseren Landwirten noch mal erklären; das erschließt sich uns als Laien nun wirklich nicht. Und unsere wachsende Zahl von Biomilcherzeugern hat mit dem fehlenden Gras, Heu oder Grassilage – verehrte Frau Dunz – noch das größte Problem. Auch ohne Antibiotika.

Kommen wir nun weiter nach Norden in die Kreise Viersen, Kleve und Wesel.

Da gibt es nun die von Ihnen wahrscheinlich gemeinte Monokultur Mais. Anders als beim Gras kann man davon zumindest noch die Hälfte ernten – also eine dem Klimawandel nachhaltig angepasste Pflanze.

Apropos Mais: Haben die beiden NRW-Landwirtschaftsverbände vor 20 Jahren nicht schon vor noch mehr Mais in den Veredlungsregionen gewarnt, wenn da auch noch die Biogasanlagen kommen?

Die wurden doch auch in Ihrer Zeitung als Blockierer erst der Agrar- und dann der Energiewende und als Deppen von gestern dargestellt. Mais: Das war doch die C4-Pflanze, mit der die Deutschen im Alleingang den weltweiten Klimawandel stoppen wollten. Auch Ihre schreibenden Mitstreiter begleiteten Frau Ministerin Höhn, die freudig erregt von einer Einweihung von Biogasanlagen zur nächsten eilte.

Heute will die davon nichts mehr wissen. „Blumenwiesen statt Maiswüsten“ – so zitierten Sie im letzten Jahr in der RP die Dame im „Zitat des Tages“. Journalisten und grüne Politiker können jeden Tag das Gegenteil von gestern schreiben oder reden – Landwirte können so nicht wirtschaften und die Natur geht auch daran kaputt.

Apropos Klimawandel: In den USA gehen bis zu 50 % der Getreideernte für die Bioethanol-Produktion drauf, in Brasilien Millionen von Hektar für die Bio-Alkoholproduktion, in Asien gibt es Palmölplantagen von der Größe des Saarlandes. Palmöl-Verbrennungsanlagen wurden hier in Deutschland von Rot-Grün subventioniert. Mein Nachbar, der Großgärtner, hat so eine. Wollen die Grünen heute nichts mehr von wissen. Und zu Ihrer Info: Soja ist auch erst einmal eine von diesen Bioenergie-öl-pflanzen. Nur für das Nebenprodukt Sojaschrot als Viehfutter baut kein Farmer Soja an. Aber der Urwald – weg.

Aber die rheinischen Bauern sind schuld. Wie einfach ist doch die Welt an einem Schreibtisch der Rheinischen Post.

Mit freundlichen Grüßen aus der rheinischen Massentierhaltung

Dr. Frank Greshake