Macht das Stallklima krank?


Die Arbeit in Ställen birgt viele gesundheitliche Risiken, die man von vornherein minimieren sollte. Foto: agrar-press

Das Stallklima – gerade in der Schweinehaltung – entscheidet über Gesundheit, Leistung und Wohlbefinden, und zwar bei Tieren und den dort arbeitenden Menschen. Über die Auswirkungen des Stallklimas auf den Menschen berichtet Johannes Hilgers, Viehvermarktung Rheinland.

Das zwangsbelüftete 24-Stunden-System ist insbesondere von folgenden Faktoren beeinflusst:

● Temperatur
● Luftfeuchtigkeit
● Luftgeschwindigkeit
● Luftqualität (Staub, Schadgase wie CO2, NH3 oder H2S, Mikroorganismen und Keime)
● Licht (Oberflächentemperatur, Beleuchtungsstärke)
● Tierdichte
● Entmistungstechnik
● Fütterung
● Hygiene

Der Betriebsleiter sollte an so vielen Stellschrauben wie möglich drehen, um das Klima in seinem Stall positiv zu beeinflussen – schon im eigenen Gesundheitsinteresse. Dazu sind Messungen an verschiedenen Messpunkten Voraussetzung. Dann erfolgt mit dem Betriebsarzt eine genaue Arbeitsplatzanalyse, unter Umständen in Zusammenarbeit mit der Berufsgenossenschaft. Ist eine Erkrankung zu vermuten, folgen klinische, labortechnische, lungenfunktionelle und radiologische Untersuchungen, bei Verdacht auf Berufskrankheit auch eine Spiroergometrie zur Leistungseinschätzung. Weitere Maßnahmen können eine spezifische Allergiediagnostik oder – bei Lungenfibrose – eine Bronchoskopie sein. Wurde eine bestimmte Gefahrenquelle identifiziert, müssen entsprechende Bekämpfungs- und Schutzmaßnahmen eingeleitet werden.

Die Belastungsfaktoren wirken sich beim Menschen besonders auf die Atemwege aus, darum ist ein effektiver Atemschutz besonders wichtig. Krankheits- Auslöser sind zum Beispiel Biogase, Aerosole, unspezifische, chemische Reizstoffe, sogenannte Irritantien. Sie können zu Fließschnupfen, bronchialer Überempfindlichkeit, Asthma bronchiale oder chronischer Bronchitis führen. Im Einzelnen sind namentlich folgende Berufskrankheiten anerkannt:

● BK 4302: Nach langjährigem Kontakt durch chemisch-irritative oder toxisch wirkende Stoffe verursachte sogenannte obstruktive Atemwegserkrankungen.
● BK 4301: Durch Allergene oder Vorratsmilben in Futterbestandteilen, seltener durch Schweineepithelien oder Schweine-Urin, verursachte Rhinitis und allergisches Asthma als sogenannte durch allergisierende Stoffe verursachte ob struktive Atemwegserkrankung.
● BK 4201: Die sogenannte Farmerlunge, eine Art allergische Lungenentzündung, wird häufig verursacht durch Kontakt zu verschimmeltem Heu/Heustaub, das mit speziellen Schimmelpilzen oder Mikroorganismen belastet ist. Typische Symptome sind Fieber, Luftnot, Schüttelfrost oder Gliederschmerzen. Dass die Symptome von der Arbeit im Stall herrühren, zeigt sich insbesondere, wenn sie bei arbeitsfreien Wochenenden nicht oder kaum noch auftreten. Doch ist gerade BK 4201 zum Teil schwer zu erkennen, da sie akut oder schleichend verläuft und zu einer Lungenfibrose führen kann.

Es bleibt beim Grundsatz: „Vorsorge ist besser als nachträgliche Gesundheitssorge“. Und: Die Vielzahl möglicher Gefahrenquellen sollte die Sensibilität für das Thema gesundes Stallklima immer wieder auf die betriebliche Tagesordnung rufen.

Quelle: LZ-Rheinland Ausgabe 28/2018 S. 30