Stallneubau und Fermentation


das waren die Themen auf dem Intensivseminar

Fast 40 Landwirte konnte Theo Middeldorf zum Intensivseminar auf dem Betrieb Willi Maas in Geldern begrüßen. Sohn Wilfried zeigte den neu errichteten Maststall und gab wertvolle Tipps bei der Stallbesichtigung. „Jetzt können alle Ferkel die in dem Betrieb geboren werden auch bei uns gemästet werden. „Alles aus einer Hand“, kurze Wege, aus der Region bis zum Schluss das sichert uns die Zukunft“, so der sympathische Jung-landwirt. Im Tagungsraum von Familie Maas stellte Charlotte Meierkord die vorläufigen Ringergebnisse aus dem Wirtschaftsjahr 14/15 vor. Trotz anhaltender Preiskriese sind die Mäster noch mit einem blauen Auge davon gekommen. So weisen die vorläufigen Auswertungen der REMS gut 20 € Direktkostenfreie Leistung aus.

Wie man die Futterkosten, die ca. 60 % der  variablen Kosten ausmachen, senken kann, dazu begrüßte Frau Meierkord zwei Experten, die die Fermentation vorstellten.
Die Fermentation als verbesserte Fütterungstechnik verspricht neben einer Senkung der Futterkosten auch eine bessere Tiergesundheit. Dies waren auch die beiden Schwerpunkte der Vorträge. Wie es funktioniert erläuterten zwei hervorragende Experten, die entsprechende Verfahren seit einigen Jahren betreuen und nun berichten konnten: Dirk Breul, Verkaufsleiter Nordrhein-Westfalen, Firma Schaumann und selbst Landwirt mit eigener Fermentation und Felix Böckermann, Kundenbetreuer Deutschland,  Firma Weda in Lutten.

Grundvoraussetzung für den Einsatz der Fermentation ist zunächst eine Flüssigfütterungsanlage, so Dirk Breul. Der Futtermischung werden warmes Wasser und Milchsäurebakterien hinzugesetzt. Durch gezielte und gelenkte Fermentation produzieren diese Milchsäurebakterien unter Luftabschluss aus leicht verfügbaren Kohlehydraten vor allem Milchsäure. Das ist die Voraussetzung für eine schnelle pH-Wert-Absenkung. So werden unerwünschte Mikroorganismen (zu viele Hefen, Enterobakterien, Enzyme) unterdrückt, Nährstoffe werden besser aufgeschlossen, das Futter konserviert und hygienischer. Das Ergebnis ist eine erhöhte Verdaulichkeit von Proteinen, eine vermehrte Freisetzung von Phosphor aus Phytat-Verbindung und eine bessere Fütterungshygiene sowie eine stabilere Darmgesundheit bei den Tieren.

Was ist Fermentation?

Als Fermentation oder Fermentierung bezeichnet man die enzymatische Umwandlung organischer Stoffe. Sie kommt klassisch bei der Herstellung und Haltbarmachung von Lebensmitteln (auch ohne Kühlung!) z.B. bei Sauerkraut zur Anwendung. Fermentierten Lebensmitteln sagt man traditionell eine gesundheitsfördernde Wirkung nach. Dabei werden eine Reihe von Lebensmitteln direkt durch Milchsäuregärung hergestellt (z.B. Käse, Joghurt). Letztlich beruht auch die Erzeugung von alkoholischen Getränken wie Bier, Wein oder Whisky auf Fermentation.

Auch Silagen werden durch die Vergärung haltbar gemacht, basierend auf der Milchsäurevergärung. Diese altbewährte Technik ist in vielen Bereichen der Produktion leider – auch zu Lasten der Gesundheitsförderung – zurückgedrängt worden. Denn um eine lange Haltbarkeit zu erreichen, werden heutzutage immer mehr Produkte der Lebensmittelkette ultrahocherhitzt, wodurch eine probiotische gesundheitsfördernde Wirkung wieder zunichte gemacht wird. Unter diesem Gesichtspunkt scheint die Ernährung von Schweinen mit fermentiertem Futter daher bereits nachhaltiger, gesünder und zukunftsorientierter zu sein.

Heimische Verortung

Durch die Fermentation wird gerade bei unseren heimischen Eiweißfuttermitteln wie Rapsextraktionsschrot, Erbsen oder Ackerbohnen der Anteil an antinutritiven Substanzen reduziert. Zugleich sorgt die Fermentation für einen stabilen Gehalt “erwünschter” Hefen im Futter. Das fördert die Schmackhaftigkeit des Futters und führt bei den Tieren zu einer höheren Futteraufnahme.

Gesundheits- und Kosteneffekte

Zudem zeigen neuere Untersuchungsergebnisse, dass als weiterer Effekt eine nachweislich verbesserte Proteinverdaulichkeit erreicht wird, sodass die Verdaulichkeit des Futters um fast 10 % gesteigert werden kann. Hinzu kommt ein weiterer Kosteneffekt: gerade bei dem weltweit steigenden Bedarf an Soja und entsprechend steigenden Preisen steht nun eine preiswertere heimische Alternative zur Verfügung.

Durch die Fermentation verbessert sich auch die Phosphor-Verfügbarkeit des Futtermittels. Dies führt zu einer erheblich reduzierten Ausscheidung über Harn und Kot, sodass die Umwelt weniger belastet wird (und gleichzeitig weniger Kosten anfallen).

Gesteigerte Rentabilität: Kosten/Nutzen-Analyse

Der Kostenanteil für die Fermentation in der Schweinefütterung richtet sich nach dem Anteil von Fermentfutter in der Ration. Als optimal hat sich nach Erkenntnissen ein Anteil von ca. 50 % ergeben. Dabei  haben bei den variablen Aufwendungen die Energiekosten für die Erwärmung des Fermenters einen hohen Anteil. Die Nutzung vorhandener Abwärme aus Biogasproduktion oder entsprechenden Energiekonzepten reduziert diese Kosten aber deutlich. Zwar muss häufig in Technik und Fermenter investiert werden, jedoch liegen selbst bei einem Maststall mit 2000 Tieren die Kosten pro Tier nur bei ca. 2,15 €, die sich schnell amortisieren. Dies konnte der Referent anhand langjähriger Ergebnisse aus den Betrieben belegen, die nach Umstellung (bei Verzicht auf Soja und dem Einsatz von heimischen Eiweißträgern) leistungsstarke gesunde Tiere vorweisen konnten. Allein die Verbesserung der Futterverwertung um 10 % durch Fermentation führte zur verbesserten Wirtschaftlichkeit von 2,50 €

Technische Umsetzung – einfache Technik

Auf die technischen Voraussetzungen zur Einführung einer entsprechenden Fermentation ging Felix Böckermann im zweiten Vortrag ein.

Er vertrat die 1934 gegründete Firma Weda aus Lutten, die heute Weltmarktführer im Bereich der Flüssigfütterung ist und 1996 als erstes Unternehmen der Branche die Zertifizierung nach der internationalen Qualitätsnorm DIN EN ISO 9000 ff. erhielt. Spezialgebiete sind u.a. Fütterungstechnik und Stalleinrichtung.

Herr Böckermann legte dar, dass eine Flüssigfütterungsanlage um zwei Behälter zur Fermentierung erweitert werden muss. Die Fermenter sollten aus säurefesten Behältern bestehen und mit langsam laufenden Rührwerken ausgestattet sein. Eine Isolierung der Behälter ist nur bei einer Außenlagerung nötig.

Die Befüllung der Fermenter erfolgt stets von unten. Wichtig ist, dass beim Anmischen die vom Hersteller der Milchsäurebakterien geforderte Temperatur eingehalten wird. Die Anmischtemperatur sollte 60°C und die Prozesstemperatur 35°– 38°C betragen. Mit der Zugabe der Milchsäurebakterien wird die gelenkte Fermentation gestartet. Ziel ist es, dass der vorher bestehende pH-Wert von 6,5 binnen zwölf Stunden auf optimal 3,5 abfällt.

Wichtig ist, so der Fachmann, dass immer im sog. Batchverfahren kontinuierlich gearbeitet und gefüttert wird. Während im ersten ‚Produktions’-Fermentationsbehälter die Mischung mindestens 12, maximal 24 Stunden fermentiert, wird gleichzeitig aus dem zweiten ‚Fütterungs’-Fermentationsbehälter das fertige Ferment verfüttert. Dabei wird dieser ‚zweite’ Behälter immer vollständig entleert und anschließend mit heißem Wasser ausgespült und neu befüllt.

Ein weiterer Vorteil dieser Vorgehensweise ist, so der Fachmann, die höhere Homogenität des Fließfutters. Selbst Futterrationen von 29 % Trockenmasse sind dann noch leicht pumpfähig und verteilen sich gleichmäßig im Trog.

Ganz entscheidend für eine erfolgreiche Fermentation sind also folgende Faktoren:

  1. Die gelenkte Fermentation durch Milchsäurebakterien.
  2. Zwei Fermenter und kein kontinuierliches Nachfüllen des Fütterungsbehälters.
  3. Warmes Wasser (Anmischtemperatur 60°C).

Fazit

Die Fermentation ist kein neues Verfahren, aber auch kein ‚alter Hut’. Denn es konnten früher wichtige Aspekte nicht berücksichtigt werden, weil die Forschung noch nicht so weit war. Angesichts eines zunehmend umstrittenen Sojaeinsatzes (Gentechnik!) und der aufgezeigten Vorteile sichert eine technisch gut machbare und biologisch ‚saubere’ Fermentation heute eine zukunftsorientierte nachhaltige Fütterungswirtschaft: sie dient der Tiergesundheit und senkt die Futterkosten.

Grundlage für eine optimale Fermentation
Zwei Fermenter: 5 t Fassungsvermögen pro 1000 Mastplätze
ph-Wert: Ziel 3,5 bis 4,0
Milchsäure: 1-3 % i.d.FM
Fermentationszeit: bei 35°–38° C 12-24 Stunden
Einsatzmenge: ca. 50 % Fermentanteil im Futter